Wenn einer der Gurus der naturwissenschaftlichen Szene erklärt, was bei James Bond mit rechten Dingen zugeht und was nicht, dann ist in der Schule sogar abends die Aula voll, und Physik kann Spaß machen.
So wie am Mittwoch in den Fürstenberg-Schulen. Prof. Metin Tolan war im Rahmen des 50-jährigen Bestehens der Schulen zu Gast und machte höchst unterhaltsam und kurzweilig auf eine Reihe von Unstimmigkeiten rund um den Film-Agenten 007 aufmerksam.
„Ist es möglich, dass James Bond im freien Fall das Flugzeug nicht nur einholt, sondern auch ins Cockpit einsteigt?“, fragte der Dortmunder Experimentalphysiker und Bond-Fan, nachdem er sich gemeinsam mit den Zuschauern diese Szene aus „Golden Eye“ angeschaut hatte. Des Fachmanns Antwort überrascht und lässt schmunzeln. Denn sofern Gewicht, Geschwindigkeit, Luftwiderstand und nicht zuletzt Windschnittigkeit passten, wäre das nicht ausgeschlossen. Soweit zur Überraschung. Allerdings: „Bond müsste etwa 20 Mal windschnittiger sein als das sowieso schon sehr, sehr windschnittige, stürzende Flugzeug“, erklärt Tolan. Zudem würde er bei einer Einstiegsgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern die Aktion nicht überleben, es sei denn, er hätte Miniairbags in seinem Anzug, fährt der Physiker fort. Das breite Schmunzeln vieler Zuschauer kann Metin Tolan gut nachvollziehen, schließlich ist der „Bond im freien Fall“ nicht nur seine Lieblingsszene, sondern war für ihn auch vor über 20 Jahren der Auslöser für seine Untersuchungen der Bond-Stunts nach physikalischen Gesetzen.
Auch die Magnetuhr, die Bond alias Roger Moore vor über 40 Jahren in „Leben und sterben lassen“ trägt, hat den Professor und seine Studenten an der TU Dortmund beschäftigt. „Wie groß muss der Strom sein, um einen ein Meter entfernten Löffel anzuziehen?“, lautet die Frage, für deren Beantwortung er erneut die Physik bemüht und sich für ein Experiment sogar auf einen Schrottplatz begibt. Es würde klappen, wenn die Anziehungskraft größer sei als das Gewicht des Löffels, aber nur dann, wenn der Strom vier Milliarden Ampere stark wäre. Schade! Alternative: Verstärkung des Magnetfeldes innerhalb der Uhr oder einfach ein größerer Zeitmesser. Geht nicht, auch wenn Bond mit der zweitbesten aller möglichen Magnetuhren sogar einen – leichtgängigen – Reißverschluss des Kleides am Körper des Objektes seiner Begierde öffnen könnte.
Der Agentendurchblick im Auge einer Dame führt zu weiterer physikalischer Verwirrung und wurde von Tolan und seinen Studenten ad absurdum geführt.
Bleibt noch die Frage, warum der Geheimagent im Dienste ihrer Majestät seinen Wodka-Martini immer „geschüttelt, nicht gerührt“ bestellt. Auch da lacht des Physikers Herz, denn vorgeschobene gesundheitliche Gründe wie die Vernichtung von doppelt so vielen freien Radikalen scheiden aus. Der sogenannte „Paranuss-Effekt“ ist es, der nicht nur in der Müslipackung die wohl geordnete Mischung verschiedener Zutaten zunichte macht, sondern auch die großen, für den Geschmack verantwortlichen und die kleinen, Alkohol enthaltenden, Moleküle des Wodka-Martini durcheinander bringt. Einfach schütteln, dann sind die Geschmacksträger oben und der immer eilige Genießer Bond kommt auf seine Kosten.
Auf seine Kosten kam auch das Publikum, das Tolans Vortrag gespannt verfolgte. Wer Lust hatte, konnte sich Bücher von Metin Tolan, vom Autor signiert, mit nach Hause nehmen.
(aus der Ibbenbürener Volkszeitung vom 23.09.2016) / Fotos: Volker Lünnemann